Hannah Kindler ist eine interdisziplinäre Künstlerin, deren Werk zwischen Skulptur, Performance, Video und Installation oszilliert. Im Fokus steht das Textile in all ihren vielfältigen kulturellen und historischen Dimensionen. Sie erforscht die Verflechtungen von Kultur, Geschlechteridentität, Mode, Kolonialismus, Handel und Gewalt unter den Bedingungen einer globalisierten Produktion. Dabei vertieft sie sich in Fragen der Identität und deren Bezug zum Körper.

In ihrer künstlerischen Praxis spielt die Idee des "Making and Unmaking" eine zentrale Rolle. Dies bezieht sich sehr wörtlich auf ihren meist manuellen Arbeitsprozess, bei dem sie oft vorhandene Dinge auseinandernimmt, ihr Innerstes nach außen kehrt und sie wieder zusammensetzt. Doch es ist auch metaphorisch gemeint: Soziale und kulturelle Konstruktionen werden von ihr aufgedröselt, seziert und aus ihren Überresten etwas Neues geschaffen. Dabei legt sie besonderes Augenmerk auf das visuelle Erscheinungsbild von Körpern und den ihnen zugewiesenen sozialen Rollen. Dies untersucht Kindler oft durch den Einsatz von bunten, gemusterten Textilien, in Form von skurrilen Puppen, die provokante Posen einnehmen, in Masken oder in metamorphen Objekten im Raum oder am Körper von Performer*innen.

Durch den Akt des "Making and Unmaking" fordert sie die internalisierten Beschränkungen bestehender sozialer Erzählungen und Identitäten heraus, während sie gleichzeitig ihre eigene Wahrnehmung der Realität in Frage stellt. In diesem Kosmos präsentiert sie eine Vielzahl von Figuren, Charakteren und Puppen, die als Avatare oder Alter Egos fungieren und mit Geschlechterstereotypen und Klischees spielen. Diese Form der Inszenierung verwischt die Grenzen zwischen dem "realen" und dem "fiktionalen" Selbst.