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Jacob Ott (1992*) in Oberbayern (Dorfen), lebt und arbeitet am Oberrhein (Basel).

Jacob Ott bedient sich verschiedener Medien – von Skulptur, Objekt, Malerei und Installation bis hin zu Film, Musik, Sound und Performance. In seinen Arbeiten untersucht er lokal spezifische und im Rahmen der Globalisierung popularisierte Kulturgüter und Alltagspraktiken. Indessen reflektiert er anhand biographisch signifikanter und tagesaktuell prominenter Beispiele über die semantische sowie praktische Transformation von Kulturtechniken durch Vermassung, Normierung und Institutionalisierung. Dafür entwickelt er eigenständige, aber auch kontextspezifische Kunstwerke sowie Werke und Ausstellungsformate, die einen neuen Kontext für andere Kunstwerke bilden. Seine oftmals persiflierten Darstellungen kulturtechnischer Praktiken und Produkte thematisieren auf amüsant-kritische Weise deren latent eingeschriebenen Paradoxien, Dysfuktionalismen sowie ihren Irrwitz. Indessen geht es ihm nicht in erster Linie um einen konsequenten Zynismus oder die systematische Enttäuschung technischer Fortschrittsphantasien. Vielmehr sucht er im Modus der Irritation und Überstrapazierung nach neuen Narrativen, Zugangs- und Umgangsweisen mit einer krisenhaften Gegenwart, in der sich das zeitgenössische Subjekt scheinbar gemeinhin taumelnd zwischen Ohnmacht, Resignation und Gleichgültigkeit befindet. Bemerkenswert ist dabei Otts Blick für das Ungewöhnliche am Gewohnten, durch den er den Exemplaren seines Sujets eine spekulative Perspektive ermöglicht. Darin erscheinen diese jenseits ihrer gesellschaftlich zugeschriebenen Funktionszusammenhänge in ihrer zunächst rein ästhetischen Qualität. Ein Beispiel hierfür gibt etwa die Konzeptionelle Arbeit Palme aus dem Jahre 2017. Indem das großflächig und dünn auf Fensterscheiben aufgetragene Palmöl auf eine rein ästhetische Dimension reduziert wird und dadurch alltäglich verborgene Eigenschaften wie Transluzidität, Farblichkeit, Stofflichkeit, Konsistenz etc. erscheinen lässt, eröffnet sich unwillkürlich auch die politische Dimension der Ressource und dadurch ein Nachdenken in dem gegenwärtig akutesten Widerspruch umweltlicher und menschlicher Bedürftigkeit. Neben Motiven körperlich und industriell verbrennbarer Energieträger (insbesondere Palmöl, Holz und fossile Kraftstoffe) spielt das Feuer als thematischer Knotenpunkt und Archetyp der Verbrennung eine zentrale Rolle in Otts jüngeren Arbeiten wie Komm Feuer, geh mit mir ein Stück. Dabei erscheint das Feuer nur indirekt aber als höchst ambivalentes Phänomen, neben dessen positiven Eigenschaften dessen größte Bedrohung darin besteht, dass die ungebremste Verbrennung, das Binge Burning (Automobil, Rohdung etc.) unkontrollierbare Ausmaße annimmt (Klimaerwärmung, Waldbrände), und uns in ein neues durch das Feuer informierte Zeitalter (das Pyrozän) führt, in dessen Kontext sich die Produktion seiner Arbeit neu orientieren muss.

Jacob Ott absolvierte sein Studium der Bildenden Künste an der HKDM Freiburg, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie am Institut Kunst in Basel. Er ist Gründer und Teil des Kollektivs Hotel Simplon und des Musikprojekts Ott Orchester. Im Team betreibt er die online Kulturplattform OOO, das experimentelle Publishing-Projekt Conservative Books und ist seit 2023 im Vorstand des Kunsthaus Baselland. Seine Arbeiten und Performances wurden in diversen Ausstellungen gezeigt, u. a. in der Kunsthalle Basel, der Fondation Beyeler in Riehen, der Galerie 3000 in Bern, der Fondazione Morra in Neapel, der Galerie Albarran Bourdais in Madrid, dem Museum für neue Kunst in Freiburg, der Galerie Müller Roth in Stuttgart, dem Kunstraum IDEAL in Leipzig und der Galerie Casa Equis in Mexico City.

Text: Lukas Treiber, 2023



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Atelier Mondial
New York

Galapagos Art Space 70 North 6th Street Williamsburg Brooklyn, NY 11211Residency Unlimited 360 Court street Brooklyn, NY 11231

http://residencyunlimited.org/

Weitere Informationen

Herkunft: Basel, Schweiz

Destination: New York, USA

Jahr: 01.02.2024 - 31.07.2024

Austausch: Outgoing

Programm: Bildende Kunst

Stipendium: Atelier

https://jacobott.de/